Arbeit

Respect Berlin ist eine Initiative, die für die Rechte von Migrantinnen in der bezahlten Hausarbeit eintritt. Zusammen mit Solidarity City Berlin ruft Respect zur Legalisierung von und Solidarität mit illegalisierten Menschen auf und veröffentlicht Texte, in denen Frauen ohne Papiere über ihre aktuelle Situation in der Corona-Krise berichten.

Nadia Shahadeh bloggt über Hausarbeit – genauer: über das Putzen und stellt die These auf: „Putzen ist nichts, was jede_r einfach so automatisch kann. Putzen ist eine Kunst. Putzen muss man können. Und wer das nicht anerkennt, reiht sich ein in den Reigen der Verachtung von Hausarbeit – eine, die natürlich oft auch patriarchal eingefärbt ist.“ Lest hier, wie sie die These begründet.

Käthe von Bose überträgt zentrale Erkenntnisse aus ihrer Studie zur Reinigungsarbeit im Gesundheitssektor und zu vergeschlechtlichten und prekären Arbeitsverhältnissen im Krankenhaus auf die aktuelle Krise. Sie schreibt darüber auf dem Blog der feministischen Studien.
In einem Interview, das Clara Scholz vom ZtG Genderblog mit ihr geführt hat, sagt sie: „Hygiene und Sauberkeit, das zentrale Thema meiner Forschung, betrifft gerade in Krankenhäusern fast alle Tätigkeitsbereiche. Das Krankenhaus erscheint dabei wie ein Mikrokosmos gesellschaftlicher Verhältnisse. Aus Perspektive der Geschlechterforschung wurden in meinen Analysen zwei Aspekte deutlich, die auch für die aktuelle Situation relevant sind. Zum einen wurde die konkrete Arbeitsteilung sichtbar: Wer verrichtet welche Reinigungsarbeiten, unter welchen Bedingungen und wie werden die unterschiedlichen Tätigkeiten bewertet? Zum anderen wurden soziale Grenzziehungen deutlich, die sich an das Thema Hygiene und Sauberkeit heften. Die Unterscheidung in sauber und schmutzig verbindet sich im Alltag häufig mit Dichotomien wie gesund/infektiös, aber auch eigen/fremd, männlich/weiblich etc.

In einem anderen Post auf dem ZtG Genderblog setzen Christine Wimbauer und Mona Motakef sich mit prekären Arbeits- und Lebensverhältnisse vor und während der Pandemie auseinander. Sie gehen davon aus, „(…) dass das Coronavirus SARS-CoV-2 zwar an sich nicht diskriminiert, aber die COVID-19-Pandemie bestehende soziale Ungleichheiten verschärft und neue schafft. Sie fordern daher eine Perspektive auf den gesamten vergeschlechtlichten Lebenszusammenhang und, um zukünftig weitere Spaltungen und Verwerfungen einzudämmen, eine Orientierung an Sorge und Solidarität.“

Siehe dazu auch den Post von Antje Schrupp „Care, Corona und eine Politik der Beziehungen“.

Anna Katharina Mangold spricht  in einem Interview, das Petra Sußner für den ZtG Genderblog mit ihr geführt hat, aus ihrer Perspektive als Juristin und Professorin für Rechtswissenschaft über intersektional-feministische Perspektiven auf die Corona-Krise. Anna Katharina Mangold kommt hier auch auf die vergeschlechtlichte Care-Arbeit zu sprechen und erläutert, inwiefern die aktuelle Krise ihres Erachtens perspektivisch eine Chance für mehr soziale Gerechtigkeit mit sich bringt: „Das ist auch schon bemerkt worden, dass die Corona-Krise eine geschlechtlich codierte Krise ist. Die Berufe, die jetzt als systemrelevant gelten, sind bis zu 90 Prozent weiblich besetzt. So stellt sich die Frage der Geschlechterverteilung von Arbeit völlig neu. Das ist auch eine Chance, hier noch einmal rechtlich nach zu justieren. In Frage kommen zum Beispiel bundesweit einheitliche Tarifverträge. Sie sind bisher nicht auf alle Berufe ausgedehnt worden, manche sind im politischen Diskurs eben einfach zu wenig einflussreich. Hier sehen wir, dass sich die geschlechtlich segregierte Verteilungslogik auch im Gehört-Werden und der Wahrnehmung von Sprachberechtigung im politischen Diskurs niederschlägt. Von daher birgt die Corona Krise eine große Chance, Fragen von Geschlechtergerechtigkeit neu zu stellen und auch neue Antworten zu finden.“

Mit dem Arbeitsfeld Hochschullehre beschäftigen sich Urmila Goel in einem Post über die digitale Lehre und Marie Springborn 29.4. in einer Reflexion über ihr transdisziplinäres Seminar zu queeren Bindungen. In dem Seminar bezieht sie sich u.a. auf Ansätze der Queer und Kinship Studies, „(…) die Gender, Sexualität und Verwandtschaft als gesellschaftlich konstruiert sowie normiert herausstellen und diese mit anderen Prozessen systematischer Unterdrückung, wie Rassifizierung, Klasse und Behinderungen, intersektional verknüpfen.“

Unter dem Hashtag #meinschreibtisch erzählen verschiedene Wissenschaftlerinnen*, wie es ihnen im Homeoffice ergeht:
Ksenia Meshkova, Gabriele Jähnert & Petra Sußner
Susanne Weise, Ilona Pache, Bettina Bock von Wülfingen & Fiona Schmidt