#MyBodyIsNotYourPorn

Proteste gegen sexualisierte Gewalt beim Festival Monis Rache

Triggerwarnung/Content Note: Sexualisierte Gewalt
Am 7.1.2021, genau ein Jahr nach dem Bekanntwerden von Fällen sexualisierter Gewalt auf dem Festival „Monis Rache“, veröffentlichte die Gruppe FLINT*Aktion einen offenen Brief mit dem Titel „Nichts tun ist der falsche Umgang mit sexualisierter Gewalt“. FLINT*Aktion ist eine queerfeministische Gruppe aus Berlin, die sich im Zusammenhang mit den o.g. Vorfällen aus der Betroffenenvernetzung heraus gegründet hat. In ihrem offenen Brief üben sie, wie ich finde, eine berechtigt scharfe Kritik sowohl an der Festivalcrew, an der „Erstkenntnisgruppe“ und an der links-alternativen Szene: „Die Aufarbeitung und Reflexion der Ereignisse sind längst noch nicht abgeschlossen. Trotzdem haben sich involvierte Einzelpersonen, Gruppen und Crews zum Großteil aus den Verarbeitungsprozessen rausgezogen und die Betroffenen somit weitgehend mit der Auseinandersetzung allein gelassen. Den Jahrestag des Bekanntwerdens der Taten durch die Veröffentlichung der Doku von Strg_F wollen wir zum Anlass nehmen, um dies in einem offenen Brief zu thematisieren und zu problematisieren.“ Weiterlesen

Falls ihr von den Vorfällen noch nichts gehört hattet oder genauer nachvollziehen möchtet, was seitdem passiert ist, gibt der Blogpost „Ein Jahr Rache am Patriarchat“ einen Einblick. Hier ein kurzer Auszug daraus:
„Heute vor einem Jahr haben wir – Frauen, Lesben, inter, nichtbinäre und trans Personen (FLINT*) der Gruppe *aze – wie viele andere Betroffene, von sexualisierter Gewalt in unserem unmittelbaren Umfeld erfahren. Sexualisierte Gewalt an uns selbst. Der Täter ist ein Cis-Mann, von dem wir dachten, er sei unser Genosse, der ein linkes Festival mitorganisiert hat und jahrelang in unseren Strukturen eingebunden war. Er hat uns auf diesem Festival, Monis Rache, heimlich auf Dixi-Klos gefilmt und diese Videos über das Streamingportal xHamster online angeboten, sie getauscht und verkauft. Keine der gefilmten Personen wusste davon.
Viele von uns haben von dieser Gewalt durch eine Dokumentation erfahren, die in den Sozialen Medien kursierte. Uns wurde nicht in einem ruhigen Moment erzählt, was passiert war. Der Täter hat nicht selbst Verantwortung für das übernommen, was passiert war. Wir haben unvorbereitet und plötzlich davon erfahren, durch ein reißerisches Youtube-Format, in dem die Suche nach versteckten Kameras wie eine spielerische Schnitzeljagd dargestellt wird und der Täter selbst zu Sprache kommt. Und seine Gewalt kleinredet.“

Am 14.02.21 nahmen ca. 1000 FLINTA*s (Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und asexuelle Personen) in Berlin an der Demonstration #My body is not your porn. Rache am Patriarchat! Gegen jeden Sexismus – auf der Straße und privat teil, zu der ein Bündnis verschiedener Gruppen (Feministischer Streik Berlin, FLINT*Aktion, andere zustände ermöglichen SJB, Kali feminists, nika berlin/nika ot, demob, Women Defend Rovaja Berlin) aufgerufen hatte.

Auf der Seite von @LeftvisionClips findet ihr ein kurzes Video von der Demo.

Vom 9.-11. April findet im Netz der #HackSexism – Social Hackathon gegen Sexismus und sexualisierte Gewalt auf Festivals statt.
#HackSexism „ist eine digitale Denkwerkstatt, die dich zum Mitmachen einlädt“, so die Ankündigung des Hackathon. Auf der Website heißt es weiter: „Wir bringen alle zusammen, die wichtig für die Auseinandersetzung mit Sexismus und sexualisierter Gewalt auf Festivals sind. Das heißt Festivalveranstalter:innen, Besucher:innen, Expert:innen und Interessierte. Gemeinsam finden wir heraus, welche Probleme es gibt und entwickeln praktische Lösungen und Maßnahmen gegen Sexismus und sexualisierte Gewalt auf Festivals. Damit Festivals für alle ein entspannter und möglichst sicherer Ort sein können.“ Was für eine super Idee und Initiative, oder? Vielleicht sehen wir uns dort, das würde mich freuen!

Und hier noch ein Auszug aus dem Aufruf zur Demo, der meines Erachtens gut auf den Punkt bringt, worum es bei #MyBodyIsNotYourPorn, #HackSexism und #WirWollenUnsLebend geht:
„Wir werden uns die Nächte und die Straßen zurückholen! Es ist die Gewalterfahrung, die Erfahrung, verletzbar zu sein und verletzt zu werden, die uns überall auf der Welt verbindet. Wir lassen uns nicht instrumentalisieren, sondern tragen unseren wütenden Kampf weiter in die Öffentlichkeit.
Wir fordern eine dauerhafte Auseinandersetzung mit patriarchalen, gewaltvollen Strukturen – in allen Räumen. Von unserem eigenen Freund*innenkreis, über linke Strukturen bis hin zu den Medien, von angemessener Berichterstattung bis zu sinnvollen politischen Maßnahmen. Die Liste ist lang und wir haben die Schnauze voll von leeren Worten. Wir erwarten, Feminizide, sexuelle Übergriffe und sexualisierte Gewalt zu benennen und anzuerkennen, von allen Personen und Institutionen in der Gesellschaft. Schon als Kinder sind wir damit konfrontiert, dass wir entweder ‚weiblich‘ oder ‚männlich‘ sein sollen. ‚Weiblich‘ heißt: Du sollst gefallen, gehorchen und dich gleichzeitig vor Übergriffen schützen. ‚Männlich‘ wiederum heißt: Du sollst stark, selbstständig und unemotional sein. Menschen, die sich in keiner der beiden Kategorien sehen, wird gar nicht erst Raum gegeben. Sie erfahren von klein auf massive Gewalt an ihrem Körper und ihrer Identität. Wir setzen uns diesem gewaltvollen System entgegen und brechen die Strukturen auf. Wir gehen auf die Straße, um das gesellschaftliche Bild von romantischen Beziehungen zu erweitern. Wir wollen leben und lieben, wie wir wollen und brechen mit den traditionellen Vorstellungen von Liebe und Romantik, die den Valentinstag dominieren. Diesen Kampf führen wir nicht alleine und auch nicht als Erste. Seit Jahrhunderten stellen sich FLINTA*s auf der ganzen Welt der patriarchalen Gewalt entgegen, wie z.B. unsere Genoss*innen in Argentinien, Korea, Polen, Kurdistan uvm. Unser Feminismus bezieht die Wechselwirkung aller Diskriminierungen mit ein und ist international. Er bringt Veränderung!
Solidarität mit: #MyLifeIsNotYourPorn #NiUnaMenos #MyStealthyFreedom #metoo #WomenDefendRojava #WomenOnWaves #100ReasonsToPersecuteTheDictator #FLINTAsUnited …und vielen anderen.“