Wut

Kirsten Alers erklärt in ihrem Post „Mal was zum Thema C“ vom 20.4., warum die BILD-Schlagzeile „Corona-Verbote verletzen unsere Grundrechte!“ sie wütend macht: „Ja, einige Grundrechte sind derzeit zumindest beschnitten, aber weder alle noch grundlos. Es ist richtig, Versammlungen zu verbieten, weil sonst möglicherweise in den Krankenhäusern bzw. mit den schwerkranken Menschen das passiert, was in Italien passiert ist – da ist das eine Grundrecht auf Versammlung mit dem anderen Grundrecht auf Unversehrtheit vermittelt worden, und in dieser Entscheidung, Versammlungen zu verbieten, ,gewinnt‘ berechtigterweise das andere Grundrecht, das auf Unversehrtheit.“

Debora Antmann gibt auf ihrem Blog Don’t degrade Debs, darling! ihrer Wut über die Ankündigungen zu den 1.Mai-Demos Ausdruck: „Es ist wie ein Schlag ins Gesicht, wenn junge, ableisierte, gesunde Leute, arrogant über die Abwägung von Gefährdungen, das Recht auf Versammlungen oder den autoritären Staat rumschwadronieren und theoretisieren. Wenn Du keine Sorge um Dein Leben hast – okay, aber was gibt Dir das Recht, auf das Leben anderer zu scheißen? Wann ist das linke Praxis geworden? Dabei ist mir bewusst: die Grundrechte sind eingeschränkt und das sollten wir nicht aus den Augen verlieren. Aber auffällig ist auch: es sind nicht die kranken, behinderten Menschen, die diesen relativierenden Bullshit abgeben, wie all jene, denen es gerade zu unbequem ist oder die als einzige linke Referenz momentan auf ihrer Antifa-Sozialisation hängengeblieben sind. Menschen haben Angst um ihr Leben. Reelle Angst.“

Margo Damm veröffentlicht auf dem Blog der feministischen studien ihr Manifest „Der Ort der Wut“, das in einem Seminar bei Sabine Hark entstanden ist. Darin spürt sie dem Ort der Wut nach. Sie bezieht sich dabei u.a. auf die Arbeiten von Christina Thürmer-Rohr und Sara Ahmed. Hier eine kleine Kostprobe: „Manifest wird also im Folgenden: Sich auf den Weg begeben, angelehnt an Sara Ahmed: ‘Eine Neuordnung von Ideen’ anvisieren, indem ich zunächst offenlege und damit beginne, mich zu stören – mit der Ausgangsfrage: Wie bin ich hier her (zu meiner Erfahrung) gekommen? Womit ich auch feststelle: ‚Es kann so mühsam sein, (mich) selbst herauszuarbeiten.‘ (Ahmed 2017).“