Rassistische Polizeigewalt, Rassismus, Antisemitismus & Sexismus &…

#BlackLivesMatter ist eine weltweite Bewegung geworden. Seit den Morden an George Floyd und Breonna Taylor diskutieren wir auch im amtlich deutschsprachigen Raum über rassistische (Polizei-) Gewalt und fordern u.a. eine Untersuchung zum „Racial Profiling“ bei den Polizeibehörden des Bundes/der Bundesländer. Wir nennen die Namen der Opfer von rassistischer Polizeigewalt und von rassistischen Anschlägen: #OuryJalloh, #AmadeuAntonio, #Halle: Jana L. & Kevin S.; #Hanau: Ferhat Unvar, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Kaloyan Velkov, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu und Frau R. [Diese Liste bleibt unvollständig. Auf der Website der Amadeu Antonio Stiftung finden sich Chroniken der antisemitischen und flüchtlingsfeindlichen Vorfälle sowie der Todesopfer rechter Gewalt in Deutschland.] Auch hierzulande werden in diesem Zusammenhang Fragen der Selbstverteidigung, Sichtbarkeit und Solidartät in vielfältiger Weise aufgeworfen und auf beantwortet. #Migrantifa, #Unteilbar, #ausnahmslos, #BlackLivesMatter, #LeaveNoOneBehind, #LegalisierungJetzt stehen für einige der Kampagnen und Initiativen in diesem Kontext.

  • Im Juni rief schwarzrund zu einer Ersten Woche Decolonize-Challenge auf, die verschiedene Anregungen umfasste, sich mit Rassismus und Kolonialismus auseinander zu setzen. So z.B. eine Einladung an weiß positionierte Menschen, sich anhand der Reflexionsfragen von Josephine Apraku mit der eigenen Privilegierung in einem rassistischen System und auch mit Visionen für eine dekoloniale Zukunft zu beschäftigen. Und body mary teilt dort in einem Gastbeitrag ihre Gedanken zu BlackLivesMatter mit uns.
  • Auf ihrem Blog danger bananas schreibt Thi Yenhan Truong aka @Naekubi darüber, warum sie jetzt gut zwei Jahre nicht mehr über asiatisch-deutsche Identität und Rassismuserfahrungen gebloggt hat:
    „Wer sich jahrelang mit seiner eigenen Identität auseinandersetzen, ist irgendwann damit fertig. Zumindest war es bei mir so. (…) Wenn man einen Blog zur asiatisch-deutschen Identität unterhält, fängt man an, sich selbst nur noch durch diese Brille zu sehen. Plötzlich war ich auch für mich nur noch ‚die Asiatin‘ oder die ‚Deutsch-Vietnamesin‘, Vertreterin einer Community, die dringend Sichtbarkeit braucht. Ich empfand mich irgendwann nur noch als von Rassismus Betroffene. Das ist ein Teil der Wahrheit. Aber das sollte nicht die einzige Brille sein, durch die ich mich sehe. (…) Rassismuserfahrungen sind Realität. Die Pein ist echt. Liya Yu hat das in ihrem Vortrag am Asian German Festival sehr gut erklärt. AsiatInnen mögen selten(er) offene rassistische körperliche Gewalt erleben, aber Ignoranz, Stereotype und schädigende Mikroaggressionen gibt es. AsiatInnen werden entmenschlicht. Aber ich bin nicht diese Erfahrung. Ich habe diese Erfahrung. Und jetzt?
    Keine Ahnung. Ich werde mich öfter an die Wurzeln dieses Blogs erinnern: Es ist ein Blog über ein asiatisch-deutsches Leben. Meins.“
    Ich freue mich, @naekubi, dass du das Bloggen wieder aufgenommen hast und bin gespannt auf deine zukünftigen Posts.
  • Das weiß-Sein von Jüd:innen ist im Gegensatz zu dem von wc-Deutschen fragil und kontextabhängig“, schreibt Debora Antmann in ihrer Online-Missy-Kolumne. Unter dem Titel Zwischen den Stühlen begründet sie, inwiefern weiße Jüd:innen in „der Dichotomie von ‚BlPoC‘ und ‚weiß‘“ weiterhin raumlos bleiben:
    „Und ich verstehe, dass ein (Schutz-)Raum für BIPoCs nicht für mich ist. Ich fordere nicht, BIPoC-Räume generell für Jüd:innen zu öffnen. Aber ich erwarte, dass wir anfangen zu verstehen, dass wir für weiße Räume nicht weiß genug sind. Ich fordere zu verstehen, dass eine Diskussion, die sich zwischen BIPoC und weiß bewegt, die Lebensrealität von Jüd:innen unsichtbar macht.
    Wir sind nicht unsichtbar. Wir werden ausgeblendet. Es wird aktiv so getan, als würden wir nicht existieren. Wenn goyim selbstverständlich über Jüd:innen sprechen, als seien keine im Raum. Wenn goyim sich nur für tote Jüd:innen interessieren. Wenn goyim glauben, es gäbe keine. Gleichzeitig sind wir NIE unsichtbar. Habitus, Sprache, Kleinigkeiten lassen bei wc-Deutschen sofort den ‚Mit-der*dem-stimmt-was-nicht-Radar‘ anspringen.
    Das Dazwischen bleibt also wortlos. Ersetzt durch ein Oxymoron: ‚weiße Jüdin‘. Ein Oxymoron, das niemand erkennt. Und ich bleibe geduldig zwischen den Stühlen sitzen, weil unsere Debatten noch nicht so weit sind. Raumlos. Weil wir Jüd:innen nicht für Dichotomien gemacht sind … Und weil wir in Deutschland sind. Hier gibt es keine Juden.“
  • Auf dem genderblog des Zentrums für transdisziplinäre Geschlechterstudien (ZtG) der HU Berlin verlinkt Marie Springborn u.a. auf Materialien zu Rassismus im universitären Kontext und zu einer Ressourcensammlung zu #BlackLivesMatter. Sie schreibt: „Als momentan ausschließlich weißes Team der Blog-Redaktion haben wir uns in einem ersten Schritt dazu entschlossen, die Stimmen von Schwarzen Autor_innen und Autor_innen of Color hervorzuheben und haben eine Ressourcensammlung zusammengestellt. Darunter sind viele Personen, die zum Teil über lange Jahre am ZtG Projekte entwickelt, Lehre durchgeführt und Qualifikationsarbeiten betreut und verfasst haben. An dieser Stelle möchten wir uns herzlich bedanken insbesondere bei Maisha Auma (vormals Eggers), Grada Kilomba, Natasha A. Kelly und Emily Ngubia Kessé (vormals Kuria) für ihr vielfältiges Engagement, ihre kritische Wissensproduktion und viele Anregungen, die das Selbstverständnis des ZtG befördert haben.

Und last but not least empfehle ich hier noch kurz drei Podcast-Beiträge, die wichtige Informationen zur Diskussion um Anti-/Rassismus, Selbstverteidigung, Sichtbarkeit und Solidarität bereit stellen: