„Wir sind eine Gemeinschaft, in der jedes Leben und jeder Mensch zählt.“ …

… oder: Feministisch Bloggen im März & „in Corona-Zeiten“
Nachdem ich im Januar noch von den totgesagten Blogs schrieb, war im März in der feministischen Blogosphäre SEHR viel los.  Hier habe ich eine Blogschau zum Monat März zusammengestellt. Wie ihr euch denken könnt, geht es in den Posts vor allem um die Corona-Krise. Aber auch die Aktionen rund um den 8.März, der rassistische Anschlag in Hanau vom 19.Februar und der Netzfeminismus sind Thema. Bevor ich die Blogschau „starte“, erlaubt mir kurz ein paar persönliche Notizen:

In diesem März habe ich gleich vier Mal ein „erstes Mal“ erlebt:
1.) Zum ersten Mal in meinem Leben war ich auf einer Online-Demonstration. Die Demo war von der Initiative Seebrücke unter dem Motto #LeaveNoOneBehind organisiert, um die sofortige Evakuierung der Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln zu fordern. Hier in Deutschland sind über 140 Kommunen, Städte und Bundesländer bereit, Menschen aufzunehmen. D.h. #WirhabenPlatz für Menschen in Not, die in den überfüllten Lagern derzeit besonders von COVID-19 bedroht sind. Darauf wollten wir mit der Aktion aufmerksam machen – und die Aktivitäten gehen weiter, z.B. am kommenden Sonntag mit einem bundesweiten Aktionstag Wir hinterlassen Spuren.
2.) Bei dieser Demo habe ich den ersten (eigenen) Tweet meines Lebens abgesetzt.
3.) In diesem Tweet habe ich – auch zum ersten Mal seit ich denken kann – Angela Merkel zitiert. In ihrer TV-Ansprache zur Corona-Krise am 18.3.2020 sprach sie von den Menschen, die am COVID-19 Virus sterben und sagte: „Das sind nicht einfach abstrakte Zahlen in einer Statistik. Sondern das ist ein Vater oder Großvater, eine Mutter oder Großmutter, eine Partnerin oder Partner. Es sind Menschen. Und wir sind eine Gemeinschaft, in der jedes Leben und jeder Mensch zählt.“
Ich finde, wir sollten die Kanzlerin beim Wort nehmen. Jedes Leben und jeder Mensch zählt! Also auch das der unbegleiteten Jugendlichen und der geflüchteten Kinder und Erwachsenen an den Grenzen Europas und auf den griechischen Inseln. Und auch das der Menschen, die in den Gemeinschaftsunterkünften, Ankerzentren und Flüchtlingslagern in Deutschland und anderen europäischen Ländern unter desolaten Bedingungen und auf engstem Raum untergebracht sind.
Ich finde, wir sollten sie beim Wort nehmen und nochmals nachfragen: In dieser Zeit, in der so viel von Solidarität die Rede ist, ist es da wirklich so, dass jedes Leben zählt? Oder meint Frau Merkel nur die Menschen, die das Glück hatten, innerhalb unserer nationalen Grenzen geboren zu werden  … oder noch rechtzeitig einzuwandern, bevor Deutschland und die EU die Schotten dicht machten und die Menschenrechte im Mittelmeer ertränkten.
Wer bis heute – trotz der Kolonialgeschichte, der weltweiten Warenströme und internationalen Arbeitsteilung, trotz Internet, Digitalisierung und Klimakrise – noch nicht verstanden hatte, dass wir in einer WELT-Gemeinschaft leben, der müsste es eigentlich spätestens jetzt, angesichts Corona, verstanden haben. Wobei diese Vermutung oder Hoffnung wohl naiv ist, wenn ich an all die nationalistischen Reflexe denke, die gerade zu beobachten sind.
Die aktuell so vielbeschworene Solidarität: wo fängt die an und wo hört sie auf? Wenn ihr mich fragt: ich finde, sie ist #unteilbar und wir sollten keine Person vergessen -> #LeaveNoOneBehind.
Welches Leben zählt? Diese Frage stellt sich überall auch im Kontext von (hetero- und cis-) sexistischer und sexualisierter Gewalt. Weltweit wächst das Bewusstsein dafür, (so mein persönlicher Eindruck hier in meiner feministischen Bubble), dass das Problem der Femizide (Frauen*morde) den ganzen Globus umspannt. Dem stellen feministische Bewegungen weltweit ihre (internationale;) Solidarität entgegen. Das führt mich zu meinem vierten „Ersten Mal“:
4.) Zum ersten Mal habe ich mich an einem Frauen*Generalstreik beteiligt bzw. mich damit solidarisiert. Ich war zwar nicht vor Ort in Mexiko dabei, als Millionen Frauen* am 9.März 2020 die Unis, Schulen, Geschäfte, Fabriken, Verwaltungen, Haushalte und alle möglichen anderen (Frauen*-)Arbeits-Orte bestreikten. Über das Netz konnte ich virtuell dabei sein und ihren Aufruf, ihre Mobilisierungsvideos, Berichte und Nachrichten per Email, Telegram etc. verbreiten. In Kombination mit den Aktionen zum 8.März hierzulande war das eine sehr ermutigende Erfahrung.
An dieser Stelle möchte ich Emma Sosa Moreno danken, die viele Informationen zum Frauen*Generalstreik mit mir geteilt und die außerdem die Illustration für diesen Blogpost gestaltet hat.

Jetzt aber zur Blogschau März – nach Themen sortiert:
Corona
8. & 9. März
#Hanau
Digitales

Diese Blogschau spiegelt meine subjektive Auswahl wieder und ich habe bestimmt so Einiges übersehen. Deshalb: bitte ergänzt diese unvollständige Liste gerne unten in der Kommentarspalte.
Muchas Gracias!

Für einen chronologischen und umfassenderen Rückblick auf feministische Blogposts der letzten Zeit siehe den Twitter Account Feminismus.

3 Gedanken zu „„Wir sind eine Gemeinschaft, in der jedes Leben und jeder Mensch zählt.“ …“

    1. Hallo Margret,
      vielen Dank für den Hinweis auf deinen Blog und auch auf deine Posts zur Care-Arbeit, die ich sehr gerne gelesen habe! Werde jetzt weiter auf deinem Blog „stöbern“ und nehme ihn auch in meinen Blogroll auf;).
      Herzlichst, n

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