„Safe Spaces for Refugee Women

„Safe Spaces for Refugee Women” ist eine der zentralen Forderungen von Women in Exile & Friends, die diese „sicheren Orte“ nicht nur einfordern, sondern auch täglich umsetzen. So bieten sie z.B. mit ihren Vereinsräumen geflüchteten Frauen*, Queers und Kindern einen geschützten Ort, um sich willkommen zu fühlen, sich auszutauschen und Beratung zu finden. Auch der Blog Women in Exile – Flüchtlingsfrauen werden laut ist eine Art sicherer Raum. Er ist eine Plattform in der Internet-Öffentlichkeit, auf der die Aktivist*innen von WiE ihre Geschichten erzählen und ihre Perspektiven auf die deutsche und europäische Asyl- und Migrationspolitik darlegen.
Damit setzen sie der dominanten Erzählung, wonach Asylsuchende und Migrant*innen vor eine Gefahr für „die deutsche Gesellschaft“ darstellen (und die wir in Politik und Medien gerade wieder ertragen müssen), eine andere Erzählung entgegen:
Eine Erzählung von der Utopie und der täglichen Praxis einer solidarischen Gesellschaft, in der Frauen*, Kinder, Queers und alle Menschen, die nach Deutschland einwandern, eine freundliche Aufnahme finden. Von einer Gesellschaft, in der ihre Menschenrechte geachtet werden. Und von einem Staat, in dem gerade die besondere Verletzlichkeit geflüchteter Frauen*, Queers und Kinder (ohne und mit Behinderung) anerkannt wird und dafür gesorgt wird, dass sie keine Re-Traumatisierung erleben müssen, sondern im Sinne der Istanbul Kovention , die Deutschland 2017 unterzeichnet hat, vor Gewalt geschützt werden.

„Breaking borders to build bridges“
„Breaking borders to build bridges“ ist ein wichtiges Motto von WiE & Friends. Es steht dafür, dass WiE mit ihrer Arbeit Brücken bauen und geflüchtete Frauen* darin unterstützen, unter widrigen Umständen einen Weg in die deutsche Gesellschaft zu finden. Sie machen zugleich deutlich, dass Menschen auf der Flucht (vor Kriegen, Folgen des Klimawandels, zunehmender Armut, Gewalt und Ausbeutung) erst einmal Grenzen überwinden bzw. durchbrechen müssen, um überhaupt ihr Recht auf Asyl wahrnehmen und mit der hiesigen Zivilgesellschaft gemeinsam Brücken bauen zu können – auf dem Weg hin zu einem Leben in Würde für alle Menschen, hin zu globaler Klima- und sozialer Gerechtigkeit.
Denn eine neue Mauer wird nicht nur an der Südgrenze der USA (weiter aus-) gebaut. Auch die europäischen Länder verstärken seit Jahrzehnten die „Festung Europa“. So hat z.B. die Ampel-Regierung in der EU kürzlich dem Gemeinsamen Europäischen Asylsystem (der „GEAS-Reform“) zugestimmt, das u.a. vorsieht, dass flüchtende Menschen an den Außengrenzen Europas in geschlossenen Lagern festgehalten werden, während ihre Asylanträge dort in Schnellverfahren bearbeitet werden. Sie hat härtere Abschiebegesetze beschlossen und mit dem sog. „Rückführungsverbesserungsgesetz“ den Sozialabbau für Geflüchtete weiter vorangetrieben (mehr dazu und zu den Stichpunkten „Bezahlkarte“, Kontrollen an Landesgrenzen, eingeschränkte Gesundheitsversorgung, etc. findet ihr z.B. hier). Mit der neuen (voraussichtlich) schwarz-roten Regierung soll dieses Grenzregime nun noch weiter ausgebaut werden, die AFD wird es ihr danken.
Für geflüchtete Frauen*, Queers und Kinder (ohne und mit Behinderung) bedeuten alle diese Verschärfungen, dass sie noch stärker Gefahr laufen, auf der Migrationsroute und in den Lagern sexualisierte Gewalt und Ausbeutung zu erleben und dass ihre grundlegenden Bedürfnisse und Rechte missachtet werden – so z.B. im Hinblick auf die medizinische Versorgung rund um Schwangerschaft und Geburt oder bei physischen und psychischen Einschränkungen bzw. Krankheiten (vertiefende Infos z.B. hier).
Für die Menschen, die derzeit in der Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) Eisenhüttenstadt untergebracht sind, bedeuten die Verschärfungen u.a. Kürzungen in der sozialen und gesundheitlichen Versorgung. Seit dem 1. März wird auf dem Gelände der EAE nun auch ein sogenanntes „Dublin-Zentrum“ für Geflüchtete eingerichtet, für die, aufgrund ihrer Einreise in die EU ein anderes EU-Land zuständig ist (mehr dazu hier). In einem Beitrag in der taz wird Wiebke Judith, rechtspolitische Sprecherin von Pro Asyl mit den Worten zitiert: „Dublin-Zentren lösen nicht die Probleme der Bundesregierung, verschlechtern aber drastisch die Lage der Menschen.“ Die Bewohnerinnen der EAE Eisenhüttenstadt haben deshalb kürzlich diese praktischen und politischen Forderungen an die Einrichtungsleitung kommuniziert:

+ Stop Dublin Prisons
+ Fast Transfers
+ Stop Bezahlkarte
+ End Security Violence
+ Allow Visitors
+ Clean Toilets
+ Change Food Times
+ Allow to take Food from the Cafeteria
+ Stop Deportations

WiE fordert zudem die „Abschaffung aller Lager!“ und besteht auf dem Recht aller Menschen, Rechte zu haben und selbst zu entscheiden, wo sie leben wollen.

Wenn ihr mehr über die 23-jährige Organisierung von Women in Exile und über die Lebensrealitäten geflüchteter Frauen und Queers erfahren wollt, empfehle ich euch sehr das Buch „Breaking Borders to Build Bridges. 20 Jahre Women in Exile„.
Außerdem kann WiE eure Spenden immer gut gebrauchen, angesichts der Kürzungen überall, heute mehr denn je!


Last but not least:
Ein großer Dank an alle, die diese ermutigende 8.März Aktion organisiert und sich beteiligt haben:
+ First of all: Women in Exile & Friends und die wunderbare Moderatorin!
+ International Women* Space, Seebrücke Potsdam, Initiative zur Unterstützung der Bewohner*innen in der EAE Eisenhüttenstadt und KommMit e.V. für super Redebeiträge,
+ diverse Menschen, die „über den Äther“ mit Grußbotschaften und Liedern dazu geschaltet wurden,
+ Widerklang Chor für tolle musikalische Einlagen und
+ die Gruppe, die für leckeres Essen gesorgt hat!

Falls ich jemanden vergessen habe, sagt mir bitte Bescheid!

Und hier schon ein Termin zum Vormerken: am 7. August wird das Projekt „lebenslaute“ ein Konzert vor der EAE Eisenhüttenstadt geben. Vielleicht sehen wir uns dort? Das würde mich freuen!